Offene Schultern für den Handstand

Offene Schultern für den HandstandOffene Schultern für den Handstand

Offene Schultern sind für den Handstand so wichtig wie das Lenkrad beim Auto. Denn die Schultern sind das erste Gelenk, dass deine Körperhaltung im Handstand komplett beeinflusst. Natürlich kannst du deine Arme etwas zu weit zusammen oder auseinander stellen (siehe schulterbreite Handhaltung), aber dadurch wird deine Haltung nur bedingt beeinflusst.

Wie groß der Einfluss der Schultern wirklich ist kann man nur schwer beschreiben. Wenn man aber einmal den Unterschied bei einer Person im Handstand gesehen hat, dann versteht man sofort warum die offenen Schultern beim Handstand so entscheidend sind.

Bevor wir versuchen dir zu erklären, wie sich die Schultern auf deinen Handstand auswirken, müssen wir an dieser Stelle noch kurz ein paar Begriffe definieren. Und zwar diese hier: „offen, geschlossen, vorne und hinten“. Das ist für das weitere Verständnis dieses Textes notwendig. Geschlossene Schulter ist fachlich übrigens nicht wirklich korrekt. Der Einfachheit halber nennen wir es aber in weiterer Folge so (als Gegenteil zur offenen Schulter).

Sehr eindrucksvoll zu sehen ist der Unterschied auf den folgenden beiden Bildern:

Einen Mobilitätscheck für deine Schulter findest du übrigens hier.

Offene und geschlossene Schulter

Offene Schultern für den HandstandOffene Schultern für den Handstand

Wenn du geöffnete Schultern hast, bilden deine Arme und dein Oberkörper (und in der Verlängerung auch deine Beine) eine schöne gerade Linie. Es ist kein deutlicher Winkel erkennbar. Das Öffnen der Schulter ist ein angenehmes leichtes dehnen im am Rücken liegenden Teil der Schulter. Für die Mathematiker und Wissenschaftler: Der Winkel zwischen Armen und Beinen ist nahezu 180 grad.

Du kriegst deine Schulter nicht weit genug geöffnet? Dehnübungen für die Schulter findest du hier.

Bilder von Handständen mit geöffneten Schultern.

Die folgenden Bilder zeigen dir Handstände mit komplett geöffneten Schultern. Der Handstand ist dadurch super gerade.

Stehst du mit „geschlossenen Schultern“ im Handstand bildet sich ein Winkel zwischen deinen Armen und Schultern. Der Winkel weicht von den gewünschten 180 grad zu den Beinen ab und wird (in Richtung Bauch) kleiner. Ganz extrem sieht man die geschlossenen Schultern bei der Yoga Übung im ersten und zweiten Bild. Was bei der Krähe (so heißt die Übung) in dem Bild gewünscht ist, sieht man in zum Teil sehr ausgeprägter Form auch teilweise bei Handständen. Je weiter die Schulter geschlossen ist, desto mehr ist man im Hohlkreuz (Rundrücken). Das Ziel beim Handstand ist daher die oben abgebildete gerade Haltung mit offenen Schultern.

Bilder von Handständen mit geschlossenen Schultern.

Auf den folgenden Bildern sind Handstände und andere Übungen abgebildet, bei denen die Schultern nicht komplett geöffnet sind. Du siehst sehr schön die Beugung bzw. den Winkel in der Schulter. Und auch die damit verbundene Veränderung der Körperhaltung (gebogener Rücken, Arme mit Winkel zum Boden) ist gut zu erkennen.

Wo ist vorne und wo hinten beim Handstand?

Da beim Handstand alles über Kopf passiert, ist es manchmal etwas schwieriger sich verständlich auszudrücken.

  • Vorne ist beim Handstand da wo unser Bauchnabel hinzeigt. Also genau so wie beim normalen Stehen auch. Schauen wir im Handstand an eine Wand, dann schauen wir nach vorne. Beim Handstand wollen wir (wenn möglich) immer nach vorne abgehen da diese Richtung kontrollierter und sicherer ist.
  • Hinten ist beim Handstand die Richtung, in die unser Rücken zeigt. Die Richtung in der wir nichts sehen und auch die Richtung, in die wir nicht unkontrolliert umfallen wollen da wir auf den Rücken fallen könnten.

Wie wirken sich nicht ganz geöffnete Schultern auf den Handstand aus?

Wenn deine Schultern nicht ganz geöffnet sind, klappt dein gesamter Körper in Richtung des Bauchnabels (nach vorne). Um den Körper in Balance halten zu können, musst du also eine Gegenbewegung einleiten (Counterbalance). Dein Rücken wird also leicht ins Hohlkreuz gehen und deine Beine nach hinten über deinen Kopf hinaus wandern. Denn den Handstand kannst du nur halten, wenn du immer im Gleichgewicht bist. Jede noch so kleine Veränderung braucht eine Gegenbewegung. Die kann entweder aus dem Handgelenk kommen (minimales Balancieren durch Drücken) oder aber durch die Verlagerung vom Körpergewicht. Alle großen Bewegungen sind nur durch das Ausgleichbewegungen möglich. Und genau diese Balance-Bewegungen machen deinen Handstand unstabil.

Du siehst also, die Schultern sind tatsächlich ein bisschen das Lenkrad deines Körpers beim Handstand. Je besser deine Schultern geöffnet sind, desto gerade kann der Rest deines Körpers sein. Eine gute Schulterhaltung ist daher essenziell für einen guten Handstand. Wie genau du deine Schultern beim Handstand öffnest, findest du im nächsten Abschnitt zusammen mit ein paar Übungs- und Trainingstipps.

Wie öffne ich die Schultern beim Handstand?

Wenn du im Handstand stehst, musst du deine Schultern nach vorne drücken. Das geht am einfachsten so:

  1. Fokussier dich auf deine Balance beim Handstand. Lass dich ggf. von einer anderen Person festhalten. Diese kann dich auch immer wieder einrichten und dir ein Feedback zur Haltung geben.
  2. Stell dir vor das du mit deinen Händen nach hinten (in Richtung deines Rückens) drückst. Da sich die Hände nicht bewegen können, schieben sich automatisch die Schultern nach vorne.
  3. Beobachte wie deine Schultern sich Stück für Stück öffnen. Arbeite dich langsam an eine gute Haltung heran. Nicht zu viel auf einmal. Was sich am Anfang nach zu weit geöffneten Schultern anfühlt, ist vermutlich noch nicht genug.
  4. Wenn dein Handstand noch nicht super stabil ist, stell dich vor eine Wand und mach den Handstand dort. Aber nur ein im Knie abgewinkeltes Bein steht an der Wand. Dadurch kannst du deine Schulteröffnung üben ohne sofort wieder umzufallen.

Kann ich die Schultern auch zu weit öffnen? Wenn du nicht hypermobil bist, kommst du über die gewünschte Position fast nicht hinaus. Zu weit schieben kannst du, aber dafür musst du deine Schultern schon ziemlich überdehnt haben. Regelmäßiges Handstand-Krafttraining wirkt dem übrigens entgegen (da es die Sehnen verkürzt). Aber JA: Du kannst die Schultern zu weit öffnen. Lass also am besten regelmäßig einen Trainingspartner deine Körperhaltung begutachten. Eine externe Person kann dich am besten korrigieren. Und dich noch im Handstand selbst korrigieren. So bekommst du immer ein direktes Feedback und der Körper kann es sich besser merken als wenn du zum Beispiel ein Foto oder ein Video mit deinem Smartphone machst und dich danach selbst anschaust.

Weitere Informationen zu den Schultern gesucht? Wenn du mehr Infos zu den Schultern brauchst, findest du hier alle Beiträge zu den Schultern. Unter anderem allgemeine Informationen, viele Trainingsideen sowie Dehnübungen für die Schultern.

Dehnen der Schultern für den Handstand

Offene Schultern für den HandstandOffene Schultern für den Handstand

Neben einem guten Kraftaufbau in der Schulter für den Handstand ist das Aufdehnen der Schulter ein nützliches Tool, um die Flexibilität zu erhöhen. Gerade wenn du viel Kraftsport machst, verkürzen deine Muskelstränge und Sehnen. Und deine Flexibilität wird Stück für Stück schlechter. Wenn du einen sauberen Handstand stehen willst (siehe Techniktraining für den Handstand), dann musst du in der Lage sein deine Schultern zu öffnen.

Gerade Anfänger haben häufig Probleme mit dem Öffnen der Schulter. Nicht ausreichende Flexibilität ist meistens die Ursache dafür. Das folgende Bild zeigt, wie du deine Schulter aufdehnen kannst. Dafür einfach die Hände vor dir auf den Boden und mit den Schultern zum Boden drücken. Du solltest einen Zug in den Schultern verspüren um die richtige Dehnung für den Handstand herbeizuführen. Um den Druck etwas zu erhöhen (besonders wenn du schon etwas besser gedehnt bist), kannst du noch etwas unter deine Hände legen. Zum Beispiel diese Handstandblöcke (rutschfest)Offene Schultern für den Handstand. Dadurch hast du mehr Höhe und die Schulter wird weiter aufgedehnt.

Schultern aufdehnen für den Handstand
Das Aufdehnen der Schultern für den Handstand ist super wichtig

Außerdem kannst du mit den folgenden Übungen (siehe Beschreibungen und dazugehörige Bilder) deine Schultern aufdehnen. Beim Dehnen immer sanft vorgehen damit du dir keine Verletzungen zuziehst.

  1. Hände hinter dem Rücken zusammenlegen. Die Schultern drücken nach hinten. Die Hände drücken nach oben in Richtung deines Kopfes. Das öffnet die Schultern auf sehr angenehme Art und Weise und dehnt die Handgelenke. Sanft anfangen und Stück für Stück in die Dehnung gehen.
  2. Die Brücke is eine gute Möglichkeit um den Rücken, Brustkorb und auch die Schultern zu dehnen. In dem Foto hier ist das angewinkelte Bein sowie die gestreckten Zehen natürlich noch einmal eine Steigerung. Für den Anfang tut es auch die normale Brücke.
  3. Dehnen de Schulter hinter dem Kopf. Dafür den Arm neben den Kopf und mit dem anderen Arm die Schulter sanft nach hinten unten drücken bis es dehnt.
  4. Den Arm seitlich über den Kopf bis du eine leichte Dehnung verspürst.
  5. Oberkörper eindrehen und dabei den oberen Arm nach unten drücken. Dehnt den Rücken, den Brustkorb und die Schulter. Du kannst dir etwas unter den unteren Arm legen, z.B. eine aufgestellte Faszienrolle (Blackroll).
  6. Eine weitere Yoga Übung die ebenfalls gut für die Schulterdehnung ist, ist der herabschauende Hund. Am besten geübt auf einer rutschfesten Yogamatte.

Und wenn dir das noch nicht reicht: Arm von der Hand bis zum Ellbogen an die Wand, den Oberkörper seitlich wegdrehen und gefühlvoll die Schulter aufdehnen.

Aufwärmen der Schultern nicht vergessen

Abschließend möchten wir an dieser Stelle noch auf die Wichtigkeit von gut aufgewärmten Schultern hinweisen. Denn die Schultern sind ein anfälliges Körperteil. Und hat man erst einmal Probleme mit den Schultern, ist es ein weiter Weg die Schultern wieder rundlaufen zu lassen. Mit gut aufgewärmten Schultern kannst du vielen Problemen und Verletzungen schon im Vorfeld vorbeugen.